Ayurveda und Sport: Tipps für typgerechtes Training in Balance
Aktualisiert: 6. Dez. 2020
Ein sportlicher Lifestyle, wie wir ihn heute gerne pflegen, hat in früheren Ayurveda-Zeiten noch keine große Rolle gespielt. Heute sitzen wir meist den halben Tag vor einem Bildschirm und bewegen uns kaum. Da ist körperlicher Ausgleich wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden! Klar wusste man aber auch im Ayurveda früher schon: Bewegung ist eine wichtige Säule für ein gesundes und langes Leben. Doch wie viel Bewegung ist gesund? Welcher Sport passt zu welchem Konstitutionstyp? Und wie sieht es mit der Ernährung aus, wenn ich Sport treibe? Im Blog-Artikel erfährst du, mit welchen ayurvedischen Empfehlungen du dich sportlich in Balance hältst.
Welcher Sport für Vata, Pitta und Kapha?
Allgemein empfiehlt der Ayurveda für alle Doshas eine schöne Mischung aus Dehnung, Kraft und Ausdauer. Yoga eignet sich für alle Dosha-Typen wunderbar als Bewegungs-Ausgleich. Regelmäßige Dehnung und leichte Körperübungen für Koordination und Flexibilität kannst du zum Beispiel super über eine tägliche Yogaroutine in deinen Alltag einbauen. Und du kannst Yoga (je nach Stil) auch sehr gut nutzen, um Kraft aufzubauen. Auch (zügiges) Spazierengehen und Bewegung in der Natur ist - je nach Intensität - auf jeden Fall für alle Konstitutionen prima geeignet.
Vata-Typen bewegen sich in der Regel gerne und interessieren sich für viele verschiedene Sportarten. Vatas mögen spielerische Bewegung wie Tanz und Aerobic, aber auch flinke Sportarten wie Badminton. Allerdings sind Vata-Typen bei sportlicher Belastung schnell erschöpft und sollten daher nicht zu lange und zu intensive Einheiten machen. Beim Kraftsport sollten Vatas darauf achten, sich nicht zu überfordern. Schwere Gewichte sind ungünstig und können bei übermäßigem Training auf Dauer zu Erschöpfung und Beschwerden im Bewegungsapparat führen. Vatas sollten darauf achten, sich zwischen den Sporteinheiten mindestens zwei Tage Pause zu gönnen, um gut zu regenerieren.
Kapha-Typen hingegen sind Bewegungsmuffel, obwohl sie eigentlich sehr kräftig und ausdauernd sind. Gerade aufgrund ihres trägen Stoffwechsels sollten sie sich unbedingt regelmäßig bewegen und fordern! Sport in der Gruppe und mit Gleichgesinnten ist eine gute Möglichkeit für Kapha-Typen, den inneren Schweinehund zu überwinden. Kaphas sind vom Gemüt her tolle Teamkameraden. Alle Teamsportarten sind gut, um den Teamgeist in Kapha zu wecken und damit auch ein bisschen sportlichen Ehrgeiz. Kaphas sind außerdem geborene Kraftsporler und dürfen ihre Muskeln auch mit schwerem Gerät fordern. Kraftvolle Ausdauer-Sportarten wie Rudern und Mountainbiken oder Outdoor-Aktivitäten wie Bergwandern eignen sich auch prima für den ausdauernden Kapha-Typ – vor allem, wenn auf der Alm eine kleine Belohnung wartet :) Kapha-Typen können jeden Tag Sport treiben, sollten sich nach einer intensiven Einheit jedoch auch einen Rest-Day gönnen.
Pitta-Typen sind unter den drei Konstitutionen die athletischsten mit dem meisten Bewegungsdrang. Sie brauchen Sport auch für sich (und ihre Mitmenschen), um ihr hitziges Gemüt zu zähmen. Beim Sport können und dürfen Pietas richtig "Dampf ablassen". Oft sind Pitta-Typen sehr talentiert in allen möglichen Sportarten – von Leichtathletik über Mannschaftssport wie Fußball bis hin zum Surfen. Ob Reaktionsschnelligkeit, Balance, Eleganz oder Dynamik: Pittas habens drauf und messen sich mit ihrem Ehrgeiz auch gern im Wettbewerb mit anderen. Doch Vorsicht: Zu großen sportlichen Ehrgeiz und Training in der Mittagssonne sollten Pittas meiden - denn das erhöht Pitta zusätzlich und sorgt für Dysbalance. Auch neigen Pitta-Typen aufgrund der Hitze im Körper schneller zu Verletzungen, weshalb sie darauf achten sollten, regelmäßig gut zu regenerieren und sich zu kühlen. Viermal pro Woche Sport ist für Pitta ideal.
Sport-Tipps für Misch-Konstitutionen:
Vata-Kapha: gute Ausdauersportler im mittleren Belastungsniveau, z.B. Bergwandern oder Fahrradfahren und Mountainbiken
Pitta-Vata: gute Sprinter, passend sind schnelle und abwechslungsreiche Sportarten, die Konzentration und Geschick fordern
Kapha-Pitta: gute Marathonläufer und Mannschaftssportler
Sport und Ernährung: Was sagt der Ayurveda?
Wichtig ist, dass dein Körper nicht gerade mit Verdauen beschäftigt ist, wenn du Sport treibst. Denn wenn dein Puls nach oben geht, wird dein Blut zum Sauerstofftransport verwendet und die Verdauung ist erstmal Nebensache. Warte also 2-3 Stunden nach dem Essen, bis du Sport treibst, und iss vor dem Sport vor allem nicht zu fettig. Ein Stück Obst vor der Belastung als schneller Energielieferant ist okay. Auch direkt nach dem Sport solltest du darauf achten, leicht verdaulich zu essen, damit dein Körper gut regenerieren kann - das heißt, die Nahrung, die du ihm zuführst, gut verdauen und über den Stoffwechsel als Bausteine für die Gewebe verwenden kann. Eine warme Mahlzeit aus ausreichend Getreide, Gemüse, pflanzlichen Eiweißlieferanten wie Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten sowie guten Fetten aus pflanzlichen Ölen eignen sich zum Regenerieren sehr gut. Eine zusätzliche Ergänzung von Eiweißpräparaten sollte bei Sport im für dich richtigen Maß und bei allgemein typgerechter und ausgewogener Ernährung nicht notwendig sein. Achte darauf, deinen Flüssigkeitshaushalt auch schon während der Aktivität durch genug Wasser (nicht zu kalt, um dein Verdauungsfeuer nicht zu schwächen) auszugleichen. Zur Stärkung direkt nach dem Sport eignet sich ein zimmerwarmer Tee mit etwas Rohrohrzucker, eine Mischung aus Saft und stillem Wasser oder ein Löffel Chyavanprash (Amlamus). Gerade nach dem Sport solltest du darauf achten, dir guten und erholsamen Schlaf zu gönnen. Denn im Schlaf laufen die Stoffwechselprozesse auf Hochtouren und dein Körper kann am besten regenerieren. Iss deshalb auch nicht zu spät und nicht zu schwer am Abend.
Ayurveda und Sport: It’s all about the balance!
Die Tipps oben helfen dir hoffentlich, einen Sport für dich zu finden, der dir gut tut und Spaß macht! Quäle dich als Vata-Typ nicht im Fitness-Studio. Such als Kapha-Typ Anschluss an eine nette Gruppe oder im Verein, um in die Gänge zu kommen. Und übertreibe es als Pitta-Typ nicht mit deinem sportlichen Ehrgeiz!
Achte über dein gezieltes Training hinaus darauf, dich im Alltag regelmäßig zu bewegen. Schließlich sitzen die meisten von uns täglich 8 Stunden im Büro und brauchen den notwendigen körperlichen Ausgleich. Da macht es Sinn, in regelmäßigen Abständen sowohl geistig als auch körperlich Ausgleich zu schaffen, um in Balance zu bleiben. Versuche, dich zwischendurch immer wieder etwas zu bewegen. Mach zum Beispiel mittags einen Spaziergang, mal ein paar Dehnübungen, nimm die Treppe statt den Aufzug oder besuche deine Kollegen im Büro, statt sie anzurufen.
Sport: Stresskiller oder zusätzliche Belastung?
Aber Vorsicht! Beobachte auch das große Ganze: Wie viel Stress hast du untertags? Frage dich: Muss ich meinen Körper nach Feierabend auch noch mit körperlichem Stress in Form von hartem Sport belasten, wenn ich von 8 bis 17 Uhr schon innerlich auf 180 gelaufen bin? Denn bei Stress, Leistungsdruck und intensiver geistiger Arbeit können die Doshas Vata und Pitta schnell aus der Balance geraten. Während für Pitta eine Runde Sport zum Dampf ablassen gut ist, sollte Vata besser auf ruhige Bewegung setzen. Vermeide auch anstrengende Sporteinheiten am Abend, denn der Abend ist nach dem Biorhythmus dazu da, zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.
Frage dich immer: Ist Sport für mich heute stressig oder hilft er mir, zu entspannen? Welche Intensität tut mir heute gut und was ist mir zu viel? Höre auf deinen Körper! Merkst du beim Sport, dass du dich quälst oder fällt dir die Bewegung leicht? Fühlst du dich nach der sportlichen Belastung gut oder ausgezehrt? Bist du nach dem Joggen völlig platt oder richtig gut drauf? Treibe nur so viel Sport, wie es dir gut tut! In der Regel ist Bewegung bei 50% Belastung angenehm und du kannst – je nach Energielevel – Intervalle einbauen, bei denen du dich bis zu 80% belastest. So kommst du in ein gesundes Schwitzen, ohne dich zu überlasten.
Sport und Entspannung: 50/50! It's all about the balance...
Wenn du es mit dem Sport doch mal übertrieben hast und Muskelkater und Erschöpfung dich plagen: Bloß nicht noch mehr Sport! Regeneriere, gönne dir Entspannung, eine schöne Ölmassage, ein warmes Bad, Sauna, Yin Yoga…Relax! It’s all about the balance! Achte darauf, dir nach jeder sportlichen Betätigung auch genau so viel Zeit für Entspannung zu gönnen. Ganz einfach: Wenn du eine Stunde Sport getrieben hast, solltest du auch eine Stunde relaxen.